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2024 – STORNO – Schlussinventur – 21. u. 22. Juni






2024 – STORNO – Schlussinventur – 21. u. 22. Juni

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Von Brigitte Striehn

RECKENFELD Ihrer jahrzehntelang verkündeten Botschaft „Statt Wut und Hass mehr Mut und Spaß!“ blieben Harald Funke, Jochen Rüther und Thomas Philipzen auch bei ihrer Abschlusstournee als Kabarett-Trio „Storno“ treu.

Bei ihrer letzten Vorstellung auf der ausverkauften Freilichtbühne Reckenfeld zogen sie mit einem Rundumschlag von tagesaktuellen Absurditäten, gemischt mit Ausblicken in die Unwägbarkeiten zukünftiger Entwicklungen noch einmal alle Register ihrer kreativen Fantasie. Politische Satire auf der Höhe der Zeit, Sprachwitz, humorvolle Gesangseinlagen und nachdenkliche Momente in beeindruckender Vielfalt wechselten sich ab. Einige Ausflüge in vergangene Zeiten waren ebenfalls darunter.

Die Ankündigung, im nächsten Jahr als Avatare wiederzukommen, brachte sie zu einem ihrer Lieblingsthemen – die Digitalisierung, beziehungsweise Nicht-Digitalisierung, des Landes. Wenn Kriminelle in deutschen Behörden Software hacken wollen, finden sie dort: „Nix“. Es gebe keine Firewall, aber dafür eine Drehtür. Dahinter steht eine Frau und schnauzt Besucher an: „Sie müssen erst eine Nummer ziehen“. Egal ob für den Personalausweis oder ein Kfz-Kennzeichen – in „Analogistan“ ist dafür ein Antrag auf Papier erforderlich. Deshalb klappt es hierzulande auch nicht mit der Künstlichen Intelligenz.

Die Kabarettisten nahmen geistreich und schonungslos den Ampelzoff sowie die nicht vorhandenen Alternativen zu „Oil of Olaf“ und Konsorten aufs Korn. Friedrich Merz, Hans-Georg Maaßen oder Sahra Wagenknecht bekamen ihr Fett weg, die AfD sowieso. Bei der Frage des neuen Kanzlers waren sie sich uneinig. Heidi Klum wäre schön, oder doch lieber „Mister Laber Laber“ Markus Lanz? Die Interaktion, der verbale Schlagabtausch zwischen den drei Herren, die auf der Bühne selbst im größten Chaos beim höflichen „Sie“ bleiben, waren ein Generalangriff auf die Lachmuskeln des Publikums und die grauen Zellen. Mit Gitarre, Piano und Cajón begleiten sie ihre breitgefächerten, meist bissigen Songs.

Die mit knallharten Fakten gespickte Abhandlung Jochen Rüthers über Konflikte im Nahen Osten brachte Harald Funke auf die Palme, den Referenten jedoch nicht aus der Ruhe. Dass der normale Westfale niemals auf Fleisch verzichten würde, war keine neue Erkenntnis. Die „Stornisten“ widmeten den „Ballaststoffsalatisten“ mehrere Alternativvorschläge.

Zum Vergnügen des Publikums lieferten sie auch total abgedrehte Nummern ab. Darunter waren „Habeck, der Schreckliche, und die Ölheizungs-Hobbits“, die Entwicklung vom Affen zum Menschen mit Philipzens Klettereinlage in den Bühnenaufbau, Funkes Wutanfall eines Autofahrers oder die groteske Idee der Verlagerung des Kinderkriegens auf die ältere Generation, die meist besser situiert ist und mehr Zeit hat als die Jüngeren.

„Wenn die Babyboomer in die Pflegeheime kommen, wird zumindest die Musik besser“, wurde gefrotzelt. Statt langweiliger Schlager heiße es dann „I can’t get no satisfaction“. Bis dahin dauert es noch ein Weilchen, während der Bildungsnotstand jetzt schon da ist. Philipzen tanzte dazu einen Vortrag in Waldorftradition. Zuversicht vermitteln könnte ein Hundeminister – Udo Lindenberg wäre ein geeigneter Kandidat. Spielverderber war wieder einmal Jochen Rüther, der auf die Hinterlassenschaften der Vierbeiner hinwies, die Straßen und Plätze „verzieren“.

Der Abend endete mit Standing Ovations und einem melancholischen Abschiedssong als Zugabe.



Quelle: 2024 – STORNO – Schlussinventur – 21. u. 22. Juni