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2025 – Christian Ehring – „Stand jetzt“ – 1. Februar






2025 – Christian Ehring – „Stand jetzt“ – 1. Februar

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Christian Ehring begeistert im Ballenlager

Er legt den Finger in die Wunde

Greven

Ein ausverkauftes Haus, ein Publikum voller Vorfreude und ein Künstler, der genau weiß, wie man den Nerv der Zeit trifft – Christian Ehring gastierte mit seinem aktuellen Programm „Stand jetzt“ im Ballenlager Greven und sorgte für einen Abend, der gleichermaßen zum Schmunzeln wie zum Nachdenken anregte.

Von Axel Engels

Sonntag, 02.02.2025, 16:30 Uhr

Die Kulturinitiative Greven hatte den renommierten Kabarettisten, Moderator und Musiker eingeladen, und die Entscheidung erwies sich bei der großen Resonanz bei den Liebhabern feinster Wortakrobatik als absoluter Glücksgriff. Christina Ehring, vielen bekannt aus „extra3“ und der „heute-show“, ist ein Satiriker, der die Weltlage nicht einfach nur kommentiert, sondern seziert.

Mit analytischem Scharfsinn, Wortgewandtheit und einer beeindruckenden Bühnenpräsenz nahm er sich die großen und kleinen Absurditäten des politischen Alltags vor. Seine Zuschauer mussten sich dabei auf einiges gefasst machen. Es wurde mit kabarettistischen Spitzen ausgeteilt – und das in alle Richtungen.

Warnung vor Triggerpunkten

Gleich zu Beginn warnte eine Stimme aus dem Off humorvoll vor möglichen Triggerpunkten des Abends: „Es werden schlimme Wörter fallen wie Krieg, Doppelwumms und Björn Höcke.“ Ehring selbst betrat dann mit schelmischem Grinsen die Bühne und eröffnete sein Programm mit einem Augenzwinkern: „Schon ein bisschen seltsam, sich selbst anzukündigen, oder?“

Doch das Publikum war von der ersten Minute an auf seiner Seite. Christian Ehrings Programm basiert auf der Erkenntnis, dass nichts mehr verlässlich ist: Stand jetzt ist nichts sicher. Welche Konflikte eskalieren werden, ob die Klimakatastrophe abgewendet werden kann oder ob politische Entscheidungen morgen noch Bestand haben – all das ist völlig ungewiss.

„Früher“, so Ehring, „hätte ein Kabarettprogramm locker zwei Jahre Bestand gehabt. Heute? Da kann ich froh sein, wenn meine Gags bis zur Pause aktuell bleiben.“ Schließlich sei auf nichts mehr Verlass. Was heute von den Großkopferten der Politik gesagt werde, sei schon morgen vergessen.

Wohlstandsverwahrlosung

In rasantem Tempo hangelte sich der Kabarettist durch politische und gesellschaftliche Themen: Von der Ampel-Regierung über die Opposition bis hin zu Impfgegnern, Klimaklebern und Social-Media-Trends. Besonders präzise legte er den Finger in die Wunde, wenn es um die Wohlstandsverwahrlosung der Deutschen ging.

Christian Ehrings Timing war an diesem Abend schlicht brillant. Eine Pointe jagte die nächste, sein Sarkasmus traf punktgenau, und seine schauspielerischen Einlagen waren ein Genuss. Egal in welche Rolle er so schlüpfte, er imitierte die politische Elite mit einer Präzision, die das Publikum einfach begeisterte.

Neue Religion Mindset

Besonders ins Schwarze traf er mit seiner Einschätzung über die gesellschaftliche Entwicklung: „Wir Deutschen haben eine neue Religion – das Mindset! Früher gab es Priester, heute gibt es Life-Coaches, die uns erklären, dass wir unser Glück einfach selbst erschaffen können. Ich hasse dieses Wort! Wer bei mir Mindset sagt, fliegt raus!“

Auch für seine Nachbarn im Nobelviertel, zwei modernen Coaches für alle Lebenslagen, waren als Beispiel für die verirrten Trends der Gesellschaft vor seinen permanenten Angriffen nicht sicher. Doch Ehring wäre nicht Ehring, wenn er nicht auch musikalisch glänzen würde. Immer wieder setzte er sich an den Flügel, um seine Gedanken in satirische Lieder zu verpacken.

„Resilienz ist alles, was du brauchst“

Ein Highlight war dabei das Stück „Resilienz ist alles, was du brauchst“, in dem er sich mit der modernen Selbstoptimierungswut auseinandersetzte. Seine Chansons waren nicht nur musikalisch überzeugend, sondern auch inhaltlich treffsicher – eine wunderbare Mischung aus Gesellschaftskritik und feinem Humor.Georg Kreisler hätte seine Freude daran gehabt.

Ein weiteres Requisit des Abends: eine aktuelle Ausgabe der Westfälischen Nachrichten. Christian Ehring las daraus vor und zerlegte die Schlagzeilen mit trockenem Witz. Selbst harmlose Lokalnachrichten blieben dabei nicht verschont.

Nach über zwei Stunden bissiger Satire, glänzender Wortspiele und entlarvender Gesellschaftsanalysen verabschiedete sich Christian Ehring charmant und bewegt von dem großen Erfolg, den er mit „Stand jetzt“ im Ballenlager erzielt hatte.



Quelle: 2025 – Christian Ehring – „Stand jetzt“ – 1. Februar