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2015 – Bullemänner im Ballenlager






2015 – Bullemänner im Ballenlager


Der Westfale. Ja, der Westfale. Dass von ihm die Rede sein würde, war zu erahnen. Der wortkarge, konservative Katholik, der nicht lacht wie der Rheinländer. Bei dem die Hostie auf der Zunge zergeht. Der Bauer ist, den Acker flüüüügt und „Rentnerbravo“, ergo Apotheken-Umschau, konsumiert.

Wenn es eine Kabarett-Truppe gibt, die „dem Westfalen“ als Stereotyp aus der Seele spricht, dann sind und bleiben es die Bullemänner. Vielleicht etwas simpel, aber eben mit einer XXL-Ladung Lokalkolorit sezieren Augustin Upmann und Heinz Weißenberg aus Selm seit 21 Jahren die Eigenarten jener Menschen, die gleichzeitig ihr Publikum sind. Die Westfalen nämlich, und darunter vor allem die Münsterländer, die in Persona der Grevener beim samstäglichen Ballenlager-Auftritt natürlich auch auf den kabarettistischen OP-Tisch wanderten.

Denn die Emsstadt liegt ja nur deswegen an der A1, „damit man schnell wieder weg kommt aus diesem Kaff“, frotzelt das Humoristen-Duo. Und setzt mit dem lokalen Seitenhieb an zu einem Rundumschlag durchs ganze Münsterland, in Bauernkreisen nur „das ewige Maisfeld“ genannt.

An diesem einen Abend lernt man, wo es in Suttorf blitzt. Oder dass Olfen sechs Kreisverkehre hat. Was sich langweilig anhört, verulken die Bullemänner zu Lachern, die einen ganzen Saal in Stimmung bringen und immer ein wenig das Westfalen-Herz streicheln.

Anspruchsvolles Politkabarett sieht zwar anders aus. Dennoch ist der einfache Bullemänner-Humor vom Fach. Mit bloßem Witze-Reißen hält sich das Duo nicht lange auf. Gestik, Mimik, Schauspiel-Szenen und nicht zuletzt die Musikeinlagen, die Pianistin und Sidekick Svetlana Svoroba gekonnt untermalt, sorgen für ein abwechslungsreiches Programm. Das heißt zwar „Furztrocken“, ist aber bei weitem nicht so schlimm.

Zumindest, wenn man Geschichten der Façon Schützenzelt und Ackerbau mag. Da treibt die heimische Hausfrau den Ehemann per „Folterinstrument Landlust-Magazin“ in den Wahnsinn, weil sie das ganze Kaminholz nach Anleitung der Zeitschrift zu Engeln verbastelt. Oder der One-Night-Stand geschieht am Gemeinschaftsklärwerk. Tenor: „Gut, dass wir unsere Kinder nicht nach dem Zeugungsort benennen.“

Manch solcher Banalität zum Trotz zeichnen die Bullemänner insgesamt ein gelungenes humoristisches Bild ihrer Region, wenn man so will, ein Psychogramm voller Vorurteile. Manifestiert wird das in Szenen wie der mit Luzifer, dem Teufel, der den Westfalen entnervt zu Gott zurückschickt. Der Grund: „Sein sechster Sinn: Der Starrsinn.“