Vom Ballenlager direkt ins Kanzleramt mit Weiterleitung zum BND und NSA – Simone Solga macht es möglich.
Die blonde Kabarettistin Solga betörte am Freitagabend die vielen Liebhaber feinsten Spotts im Ballenlager. Sie waren dem Charme dieser sympathischen Kanzlersoufleuse vom ersten Moment an erlegen. „Im Auftrag Ihrer Kanzlerin“ war sie ausgezogen, den Großköpfigen aus Politik und Gesellschaft das Fürchten zu lehren.“ Ihrem prüfenden Blick entging nichts an diesem prickelnd unterhaltsamen Abend.
Wenn sie mit ihrem Handy bewaffnet gleich einige Herren aus der ersten Reihe ablichtete und die Bilder den Anschein nach direkt ins Kanzleramt zu ihrer Chefin schickte, bekamen Datenklau und Abhöraffäre eine ganz neue Bedeutung.
In ihrem schwarzen Business-Kleid machte die attraktive Kabarettistin eine unheimlich gute Figur. Von ihrer äußeren Erscheinung durfte man sich allerdings nicht täuschen lassen. Wer sich auf einen gemütlichen Abend mit leichten Plaudereien eingerichtet hatte, erlebte eine böse Überraschung.
Simone Solga machte ihrem Ruf als scharfzüngige, blitzgescheite Kabarettistin alle Ehre. Sie bot hochkarätiges Politkabarett, bei dem sie ihre Opfer mit feinster Sezierkunst zerlegte. Dazu benötigte sie keine billigen Effekte – für die sorgt die Politik ja jeden Tag schon selber.
In über zwei Stunden virtuoser Gedankenspiele auf höchstem Niveau ließ sie – mit weiblichen Reizen versehen – ihre hintergründigen Anspielungen los. Da hätte so mancher Politiker von Brüssel bis Berlin vor Scham seine letzten Haare verloren, wurde sogar die Kanzlerin aller vereinigten Deutschen gnadenlos von ihrer eigenen Souffleuse in die Pfanne gehauen.
Explosiv wie Dynamit und mit Handtasche bewaffnet präsentierte sie einen intelligenten Blick hinter die Kulissen des politischen Theaters. Welterfahren schlitterte die 1,58 Meter große „Furie“ mit unverschämter Offenheit durch die Berliner Politwelt, plauderte aus dem Nähkästchen und zeigte sich auf dem Polit-Parkett als Meisterin.
Gut vorbereitet präsentierte sie gleich die neuen Zahlen der Volkserhebung des BND aus Greven und Reckenfeld, wobei sie dieses Lokalkolorit mit der süffisanter Boshaftigkeit so richtig auskostete. Gefährlich wurde dieser Abend nur für ihre Opfer aus dem politischen Geschäft, wobei sie bei der Richtung nicht wählerisch war – jeder bekam den Stachel ihrer Angriffe zu spüren. Ihre Pointen waren köstlich, ihr Wortwitz brillant. In diesem Traumberuf als Kanzlersoufleuse hat sie sich seit Jahren bewährt, ihr macht so leicht keiner etwas vor.
Mit ihren süffisanten Anspielungen war sie auf der Höhe der Zeit, aktueller denn je und bissiger als eine Kobra.
Simone Solga setzte kokett im Plauderton an und entwickelt dann so ganz nebenbei einen alles vernichtenden Angriff, zeigte sich zum Vergnügen des Publikums als wahre „graue Eminenz“ mit Kultpotential.