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2014 – Storno im Ballenlager






2014 – Storno im Ballenlager


Mit zwei restlos ausverkauften Vorstellungen von Storno 2014 hat die Kulturinitiative den Liebhabern feinster kabarettistischer Kunst ein exquisites Vorweihnachtsgeschenk gemacht. Bei diesem grandiosen Jahresrückblick, der von Thomas Philipzen, Jürgen Rüther und Harald Funke liebevoll auch als Heimatabend bezeichnet wird, konnte man die vergangenen Monate genüsslich an sich vorbeiziehen zu lassen. Dabei zerpflückten die drei Kabarettkönige des Münsterlandes einfach alles.

Zuerst einmal gab es für die grünen Fundamentalisten eine Nachhilfestunde in umweltverträglichem Handeln. Während andernorts die Millionen versenkt werden – Stichwort Elbphilharmonie, Stichwort Hauptstadt-Flughafen – geht man am FMO innovativere Wege. Hier hat man einen Ort der Ruhe und Beschaulichkeit geschaffen, an dem die Millionen Steuergelder unter Beachtung aller nur erdenklichen Umweltverträglichkeiten genüsslich verbrannt werden können.

Für die Angst vor der Islamisierung gab es ein Beispiel aus den Niederungen des menschlichen Zusammenlebens. Wenn erst einmal die „Scharia-Polizei“ beim Grevener Schützenfest für Abstinenz von Alkohol sorgt, kommt es unter den Schützenbrüdern zur Revolte. Aber auch dieses Volk der Unbelehrbaren wird nach aussichtslosem Kampf dereinst von einem Schützenkalifen regiert.

Nicht ausgelassen wurde natürlich das Lieblingsthema aller Deutschen, die WM in Brasilien mit dem großartigen „Wir-Gefühl“ und den vom Teppich der Vergessenheit verdeckten Korruptionen und Verstrickungen der FIFA.Dass der Pokal nach Deutschland wandern konnte, lag nach ausgiebiger Spielanalyse nicht an den Leistungen von Löw und Co, sondern an der deutschen Geheimwaffe. Spielerfrau Angi verwirrte die Sinne und sorgte in der Kabine für Furore. Helene Fischer kann sich mit dem von Harald Funke verfremdeten „Standpunktlos“ anfreunden, zumal Harald Funke den Erfolgshit vom Publikum stimmgewaltig unterstützt zu einem grandiosen Erlebnis werden ließ. 2014 hatte eben viel zu bieten. Dass mit der Absetzung von „Wetten, dass …“ eine der wohl wichtigsten Stützen des Lebens weggebrochen ist, war aus Storno-Sicht wohl das Schlimmste, was dieses Jahr hervorgebracht hat.

Genüsslich zogen die drei Weisen aus dem Münsterland über alles und jeden her, der ihnen vor die kabarettistische Flinte kam. Wenn der russische Bär Putin dem Prinzip „Wladimir, so ich dir“ den Gashahn zudreht, ganz Deutschland von einer Grippewelle bedroht wird und der Russe in Grewensk einmarschiert, rieten sie zum ungebremsten Essen von Masthähnchen, da wären genug Antibiotika drin.

Da das Bildungsbürgertum bei den Kabarettisten Spuren hinterlassen hat, wollte Jochen Rühter lieber Shakespeares König Macbeth spielen als immer nur der Merkel-Fingerraute zu frönen. Aber Harald Funke setzte sich bravourös durch. Denn bitterböser Macbeth hin oder her – dieser Königin kann nun wirklich keiner widerstehen.